La Bastide-Puylaurent in der Lozere

Im Anschluss an die GR®70 Stevenson Weg von La Bastide-Puylaurent nach Le Bleymard via Chabalier, Chasserades, Mirandol, Estampe und les Alpiers im Lozere.

GR®70 De La Bastide-Puylaurent au Bleymard (Lozère)GR®70 From La Bastide-Puylaurent to Le Bleymard (Lozere)

Robert Louis Stevenson

GR®70

Von La Bastide-Puylaurent nach Le Bleymard (Lozere)

GR70 Von La Bastide-Puylaurent nach Le Bleymard (Lozere)

La Bastide-PuylaurentVor der Eröffnung der Eisenbahnlinie im 19. Jahrhunden war La Bastide-Puylaurent nur ein kleiner Weiler und hieß lediglich Puylaurent. Heute verfügt der Ort über mehrere Hotels, Gästhaus und Geschäfte, Bahnhof und einen nahgelegen Campingplatz. Hier startete ich zeitig, kam vorbei an einer Fassade, die sich mit einem Gemälde schmückt, das Stevenson und seine Modestine auf Wanderschaft zeigt, und überduerte den Allier über eine Brücke, die mich zurück ins Gevaudan führte.

An den ständigen Wechsel von Tälern, Bergen, Senken, Plateaus, Hügeln und Bergrücken inzwischen gewöhnt, überraschte es mich nicht, dass an diesem Morgen mal wieder Aufwärtswandern angesagt war. Den folgenden Hang über 250 Höhenmeter bis zu einem Plateau bewältige ich in einer knappen Stunde. Für eine Rast eigentlich noch viel zu früh, hätte dort nicht eine einladende Bank, sogar mit Tisch, auf mich gewartet. Ich legte ab und entkleidete meine Modestine, denn mir war zum Singen zumute. Nach kurzem Einsingen, frühmorgens ist meine Stimme meist etwas belegt, legte ich los mit einem Song des deutschen Liedermachers Hannes Waden:

GR®70 Von La Bastide-Puylaurent nach Le Bleymard (Lozere) 1Heute hier, morgen dort,
bin kaum da, muss ich fort,
hab' mich niemals deswegen beklagt;
hab' es selbst so gewählt,
nie die labre gezählt,
nie nach gestern und momen gefragt.

Wahrscheinlich, von der sicherlich seltenen Plateau-Matinee angelockt, ich verstummte sofort, kam schon nach der ersten Strophe, ein Hund dahergelaufen. Diesmal allerdings mit wedelndem Schwanz. Dadurch selbst fröhlich gestimmt brauchte ich nicht schnell zu meinem Stock zu greifen. "Arrête", hörte ich rufen. als der Weißbraungefleckte mich erreichte und seinen mit langen Schlappohren versehenen Kopf leise winselnd auf meinen Oberschenkel legte. Erwartungsvoll blickte er mit seinen treuen Augen zu mir hoch. Da ich weiß, was sich gehört, schenkte ich ihm ein paar Streicheleinheiten über Kopf und Schulter und lobte ihn mit: "Braver Hund, braver Hund", was er sicherlich nicht verstand. Trotzdem bedankte er sich sofort, indem er etwas lauter winselnd schnelle Kreise mit seinem Schwanz vollzog.

Sein stolzes Herrchen, das uns schließlich erreicht hatte, versicherte mir, dass sein Hund völlig harmlos sei, und bat mich. mein Lied doch zu Ende zu singen. Den Wunsch erfüllte ich dem fidelen Pensionär gerne. Herrchen applaudierte überschwänglich und wurde fast so zutraulich wie sein Hund, fragte neugierig nach dem Wohin, Woher und warum so alleine. Nachdem ich ihm brav Rede und Antwort gestanden haue, musste ich ihm unbedingt noch ein Liedchen trillern. Ich wählte ein Lied, von dem ich die erste Strophe auf Französisch aus dem Kopf konnte, und legte los:

GR®70 Von La Bastide-Puylaurent nach Le Bleymard (Lozere) 2Chevaliers de la table ronde,
Goûtons voir si le vin est bon;
Goûtons voir, oui, oui, oui,
Goûtons voir, non, non, non,
Goûtons voir si le vin est bon.

Voller Begeisterung sang er mit und stimmte sofort die zweite Strophe an:

S' il est bon, s' il est agréable,
J' en boirai jusqu'à mon plaisir.
J' en boirai, oui, oui, oui,

Moure de la Gardilleverletzen zurechtgemacht hatte, gestattete sie mir jedoch, dass ich ein Foto von ihr und der Vogelscheuche im Hintergrund machen durfte. Von diesem Ensemble, erst recht mit mir im Trio, abgeschreckt, wären die dreistesten Saatkrähen schockiert davongeflogen. Da ich nichts Besseres zur Hand hatte, bedankte ich mich bei ihr mit meiner Visitenkarte, die sie freudestrahlend in ihrer Westentasche verschwinden ließ.

In Chabalier überquerte ich ein letztes Mal den Allier, nur noch ein winziger Bach nahe seiner Quelle, um bei Chasserades das Tal des Chassezac zu erreichen.

"An diesem Abend bestand die Gesellschaft in der Küche des Gasthofs nur aus Männern, die Vermessumuarbeiten für die geplante Eisenbahnstrecke ausführten. Sie waren intelligent und gesprächig, und wir fassten bei Glühwein Beschlüsse über die Zukunft Frankreichs, bis die Uhr uns zur Ruhe scheuchte." (Stevenson)

MirandolIch stehe nun hier unter einer 30 Metern hohen Eisenbahnbrücke mit 120 Meter Länge. die das Tal des Chassezac überspannt. Am Fuße einer der Säulen des Viaduktes, die wie gigantische Sägezähne das Tal durchschneiden, erinnert eine steinerne Gedenktafel an vier junge Arbeiter, die hier am 4 Oktober 1899 tödlich verunglückten. Gezwungenermaßen liegt unter diesem monströsen Bauwerk das kleine idyllische Dörfchen Mirandol eingeschüchtert versteckt. Stevenson hätte dafür böse Worte gefunden.

Der Weg führte dann ein Stück an der Eisenbahntrasse vorbei, an der sich meine gute Tagesstimmung etwas abkühlte. Zum Ersten dachte ich an den steilen Weganstieg. der mich auf 1400 Meter Höhe am Sommet du Goulet vorbeiführen sollte. Zum Zweiten verfinsterte sich der Himmel, der mit schweren dunklen Wolken eine feuchte Wanderung ankündigte. Und zum Dritten wurde ich von einem "Vierbeiner" verfolgt, der mir immer dichter auf die Pelle rückte. Meine Chancenlosigkeit schnell erkennend, aber auch um meine Kräfte zu schonen, versuchte ich erst gar nicht ihn durch Schrittbeschleunigung auf Distanz zu halten. Bald hatte mich der junge drahtige Franzose erreicht, der mit leichtem Atem eine Weile im Gleichschritt seiner Stöcke neben mir herlief. Er sei mit dem Zelt unterwegs und würde abends in der Nähe von Le Bleymard auf einem Campingplatz nächtigen. Nachdem er mir freundlich zu verstehen gab, dass unser Schritttempo doch zu verschieden sei, trennten wir uns wieder, allerdings mit der Verabredung eines Treffens in zwei Tagen in Le Pont-de-Montvert, abends in einem der Restaurants.

Les AlpiersAls er außer Sicht war, hörte ich noch eine Weile das helle Klappern seiner Stöcke, was mich aber nicht mehr so sehr störte, denn ich selbst war ja inzwischen immerhin zum Dreibeiner geworden. Seinen flotten Schritt führte ich natürlich nicht auf den Einsatz seiner Stöcke, sondern auf seine gute Kondition zurück. Ich tröstete mich mit dem nicht gerade kleinen Altersunterschied und überlegte mir ein passendes Wegwort für den Aufstieg. Dann setzte der erste Regen ein.

Mont Lozère"Als ich oben auf dem Weg weiterzog, stutze ich über etwas, das mir wie kühle Regentropten vorkam, die auf meine Hand fielen. Mehrmals blickte ich verwundert zum wolkenlosen Himmel hinauf, bis ich endlich merkte, dass es nur Schweiß war, der mir von der Stirn tropfte." (Stevenson)

Nachdem ich den Bergrücken endlich erklommen hatte, fielen schwere Tropfen, ein Gemisch aus Schweiß und Regen, auf meine Brille und weiter auf beide Hände, mit denen ich mich auf dem Stock abstützte, um mich auszuruhen. Der Weg führte mich weiter, vorbei an der Quelle des Lot, der sich fortan zu einem mächtigen Fluss in Südwestfrankreich entwickelt, um letztendlich nach 485 Kilometern vor Bordeaux in die Garonne zu münden. Ein starker prasselnder Regen verlangte endlich nach meinem sturmsicheren Hightech-Regenschirm. Dann hüpfte ich, "Singing in the Rain" pfeifend, wieder talabwärts. Stock unterm Arm und Regenschirm zwischen Kinn und Schulter geklemmt, versuchte ich mich zwischendurch auch als "Verwindungskünstler", da ich unmittelbar vor dem Dörfchen Les Alpiers dringend pinkeln musste. Hoffentlich hat mich niemand dabei beobachtet.

Am Ortseingang lockte mich ein verwittertes Holzschild mit der Aufschrift "Tipi d'étape" zum Nächtigen. und bald wurde doch tatsächlich ein weißes Indianerzelt sichtbar, platziert auf einer grünen Wiese hinter einem alten Bauernhaus. Auf mich wartete allerdings ein bequemes Bett im Hotel Remise in Le Bleymard, wo ich am späten Nachmittag in durchnässten Wanderschuhen eintraf. Der Lot ist hier schon zu einem kleinen Bach gewachsen. Mit Rucksack & Gitarre: Auf dem Chemin de R. L. Stevenson durch die Cevennen Par Lino Battiston. BoD – Books on Deman

 

Gasthof L'Etoile (Gasthof zum Stern) zwischen Lozere, Ardeche und den Cevennen im Südfrankreich

Das ehemalige Sommerferienhotel der Zwanziger Jahre mit am Fluss Allier gelegenen Garten trägt den hübschen Namen Gästehaus L'Etoile und dient heute als gemütliches Gästehaus. Es befindet sich in La Bastide-Puylaurent inmitten der für Südfrankreich typischen Berge zwischen den Regionen Lozere, Ardeche und den Cevennen. Fernwanderwege: GR®7, GR®70 Stevensonweg, GR®72, GR®700 Regordaneweg (St Gilles), GR®470 Schluchtenweg entlang des Flusses Allier. Rundweg: Cevenol, Ardechoise, Margeride. Ideal für einen entspannten Urlaub.

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